Systemische Familienbetriebsberatung

In bäuerlichen wie auch in gewerblichen Familienbetrieben arbeiten oft zwei oder drei Generationen gemeinsam in einem Betrieb. Eine Situation mit vielen Chancen und Ressourcen, sowohl für den/die Einzelne/n und die Familie, als auch für den Betrieb!

Diese Situation bietet jedoch auch ein reiches Feld für Konflikte. Konflikte, die durch das Gefühl, in dieser Konstellation von Familie und Betrieb „gefangen“ zu sein, zu sehr großen Belastungen für Einzelne oder für alle Beteiligten werden können.

Diese persönlichen Belastungen haben wiederum häufig Auswirkungen auf den Betrieb und den Betriebserfolg.

Anlässe

Einige Themen, die sich häufig in dieser Belastungssituation zeigen:

  • Unklarheit über die Positionen und Hierarchien in Familie/Betrieb
    • Wie werden Entscheidungen im Betrieb getroffen?
    • Wer hat welchen Bereich eigenverantwortlich über oder wo braucht es Konsens?
    • Wieweit können Veränderungsideen respektvoll besprochen und diskutiert werden oder werden sie als „verrückt und „weltfremd“ abgetan?

  • Erwartungen der Generationen aneinander
    • Eltern, die erwarten, dass die nächste Generation mit gleichem Einsatz im Betrieb arbeitet.
    • ÜbernehmerInnen, die es den Eltern recht machen wollen und dadurch den eigenen Weg schwer entwickeln können.
    • ÜbergeberInnen bzw. ÜbernehmerInnen, die aus vielfältigen Gründen eigentlich nicht übergeben/ übernehmen wollen.
  • Schwiegereltern- / Schwiegerkinder und der Betrieb
    Auf Frauen und Männer, deren PartnerInnen in einem Familienbetrieb arbeiten, kommen häufig besondere Anforderungen zu, und das noch mehr, wenn sie im Betrieb (mit-)arbeiten.
    • Welche Position haben sie bzw. wird ihnen zugeteilt?
    • Kommen sie mit Schwiegervater/ Schwiegermutter in Konkurrenz? Können deren ausgesprochene und unausgesprochene Erwartungen erfüllt werden? Inwieweit will die nächste Generation sie erfüllen?
    • Wie sehr kann die „Herkunftskultur“ der Person, die in dieses System kommt, als Bereicherung und Ressource gesehen werden? Oder stellt sie in den Augen der Familienmitglieder eine Gefahr für die traditionelle Familienbetriebskultur dar und wird daher als ablehnungswürdig betrachtet? Was tun, wenn die Werte des Schwiegerkindes tatsächlich nicht kompatibel mit der bevorstehenden Betriebsübergabe erscheinen? Welche Haltung legt der Partner/ die Partnerin dazu an den Tag?
  • Sinnvolle Aufteilung von Aufgaben im Familienbetriebssystem
    • Wo und wieweit ist es möglich, sinnvoll und effizient im Betrieb zu arbeiten oder mitzuarbeiten?
    • Werden an die mitarbeitenden Familienmitglieder adäquat ihrer Ausbildung bzw. persönlichen Fähigkeiten Arbeitsaufgaben/ Teilbereiche vergeben oder werden mangelnde Fähigkeiten und Erfahrungen in bestimmten Bereichen eher für Kritik und Abwertungen genützt?
    • Werden und wurden Arbeitsbereiche z.B. aus traditionellen oder genderspezifischen oder anderen Kriterien vergeben und kann/darf das hinterfragt bzw. neu angedacht werden?
       
  • Erkennen und Verbessern der Kommunikations- und Konfliktkultur
    „Ich möchte dir nur einmal meine Gedanken und meine Meinung sagen können und will, dass du mir zuhörst…..“! {Aussage aus einem Beratungsgespräch von Sohn (Betriebsübernehmer, 31 Jahre) an Mutter (Betriebsübergeberin 58 Jahre)}.
    Vom Gegenüber gehört zu werden, das Gefühl zu haben, ich bin verstanden worden (ungeachtet, ob das Gegenüber anderer Meinung ist) stellt ein Grundbedürfnis dar. Wenn dieses Grundbedürfnis einigermaßen erfüllt ist, kann dies besonders im Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen den Generationen ein wesentlicher Erfolgsschlüssel sein.

    Auf dieser Basis können sachliche Themen besser besprochen und diskutiert werden.
  • Verstehen der Standpunkte und Sichtweisen der anderen Generation.
    Lebenserfahrungen prägen zu einem wesentlichen Maß unsere Sichtweisen und unser Denken, oft so stark, dass wir meinen, dass diese die einzige „Wahrheit“ sind.

    Aus dieser „Wahrheit“ heraus treffen wir Entscheidungen, blicken wir auf andere Menschen, sind wir Argumenten zugänglicher oder lehnen wir sie ab. Das kann einerseits sehr hilfreich, andererseits aber im Zusammenarbeiten und -leben sehr hinderlich sein.

    Je mehr ich über diese „Wahrheiten“ meines Gegenübers weiß, desto mehr können Irritationen und Spannungsfelder hintangehalten werden.
Familienbetriebsberatung kann helfen

So wie in der systemischen Familientherapie und der systemischen Psychotherapie, ist es auch in der systemischen Familienbetriebsberatung das Ziel, mit den Klienten und Klientinnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Das besondere Augenmerk des Beraters/ Therapeuten liegt dabei auf:  

  • individuellen Kompetenzen und persönlichen Fähigkeiten der Klientinnen und Klienten
  • dem jeweiligen sozialen System
  • dem jeweiligen Kontext der Problemsituation
  • den individuellen Lösungsressourcen


Bei der systemischen Beratung stehen primär die Stärken und Fähigkeiten der Menschen bzw. der Gruppe (Familie) im Fokus.

Die systemische Beratung wird häufig auch als „ressourcenorientierte Beratung“ bzw. „lösungsorientierte Beratung“ bezeichnet.

Die bäuerliche Familienberatung, die ich bereits seit 1997 über verschiedene Beratungsangebote, Projekte und Seminare durchführe, bietet die Basis für meine umfangreiche Erfahrung.

Meine PartnerInnen von 1997 bis 2006 waren die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer, das LFI, die ARGE Präventivpsychologie (mit dem Projekt „Kraftfeld Familie“), verschiedene landwirtschaftliche Bildungseinrichtungen in Österreich, sowie „Rat und Hilfe“ Melk und St. Pölten.


Seit 2010 biete ich dieses Angebot in meiner Praxis an.